Der in Berlin und Paris lebende Künstler Roman Moriceau untersucht und unterwandert unsere Beziehung zu der uns alle umgebenden, individualisierten Konsumwelt. Er ist sich bewusst, dass er sein Boot durch die unruhigen Gewässer einer Gesellschaft steuert, die Gefahr läuft sich in der Vielzahl der sich aneinanderreihenden „I‘s“ (phones, pods, pads..) zu verlieren.
In einer Zeit, in der Selfies, Instagram und Google Glass dafür sorgen, dass jede Minute unseres Alltags dokumentiert und inszeniert wird, wählt der Künstler Roman Moriceau für seine Fotoserie „Untitled (filtered)“, aus der einige Arbeiten im Kunsthaus Jesteburg zu sehen sein werden, bewusst das Handwerk der analogen Fotoentwicklung. Ein einfacher Plastikbeutel, über die Linse der Kamera gezogen, dient als Lichtfilter und schafft eine verschleiernde Opazität. Jede Arbeit der Serie betont das zufällige, fast natürliche Wesen der Fotografie. In „Untitled (filtered)“ legt Moriceau den Fokus auf Entschleunigung statt auf hektische Bilderflut – und schaut dem Licht beim Arbeiten zu.
Roman Moriceau‘s Arbeiten evozieren eine Art „Boomerang-Effekt“, der den Betrachter dazu zwingt, über die Gedanken und Gefühle der ersten Betrachtung hinaus zu gehen. Ein treffenden Beispiel hierfür ist seine Druckserie karibischer Palmen. Die hochästhetisch und harmonisch wirkenden Drucke erinnern das Auge an in die Jahre gekommene Fotografien in Sepia-Färbung. Sobald der Betrachter jedoch erfährt, dass die dekorative Sepia-Färbung der Tatsache zu verdanken ist, dass die Drucke mit Hilfe von Schweröl hergestellt wurden, bzw. dass Schweröl als Druckfarbe diente, und dass ebendieses Schweröl für das Verschwinden der abgebildeten Palmenarten verantwortlich ist, schwindet der angenehme Eindruck und weicht einer leisen, erkenntnisreichen Bestürzung.