Suse Bauer: „Schneller ist mein Gedanke“

Suse Bauer: „Schneller ist mein Gedanke“

Für ihre Einzelausstellung im KVJ hat Suse Bauer eine Serie gänzlich neuer Werke geschaffen. Sie knüpft dabei an ihre etablierte bildhauerische Praxis an, eröffnet jedoch innerhalb ihres Œuvres ein neues Kapitel. 

In Bauers Werken lassen sich immer wieder deutliche kunst- und kulturhistorische Bezüge ausmachen. Allerdings setzten diese abstrakten Konzepte einen markanten Kontrast zur Affinität der Künstlerin für Bricolage und handwerkliche Kunst, wodurch eine einzigartige Synergie entsteht. 

Die Ausstellung „Schneller ist mein Gedanke“ präsentiert imaginäre Konstruktionen von Wirklichkeit – das „Selbst-Zurecht-Konstruierte“. Eine Thematik, passend zu einer Gegenwart, in der Narrative oft mächtiger sind als bloße Tatsachen und die Perspektive zu einem entscheidenden Faktor bei der Formulierung von Wahrheiten geworden ist.

Im Ausstellungsraum versammeln sich Werke, die sich zwischen Skulptur und archäologischem Fundstück, Installation und dekorativen Elementen der Architektur bewegen. Sie entziehen sich einer schnellen, klaren Deutung, geben aber zeitgleich verschiedene Anhaltspunkte, so dass Betrachter:innen motiviert sind, sich in Gedanken auf das Beschreiten assoziativer Wege einzulassen. – Mitunter scheinen die Objekte Zeugen von Geschichte geworden zu sein. Zeitgleich ermitteln sie den Eindruck, noch nicht ganz fertig zu sein, vielleicht sogar Teile von etwas Größerem zu sein, von etwas, das erst noch zusammen gesetzt werden muss oder auseinander gebrochen wurde.

Es sind Bruchstücke einer Welt, die möglicherweise nie existiert haben – außerhalb des Ausstellungsraums oder des Ateliers vielleicht gar nicht wirklich existieren. Musterformationen lösen sich auf und offenbaren eine Vielfalt von Perspektiven. Selbstgebackene Münzen und gegossene Abdrücke im Sand sowie der Einsatz von „falschem Marmor“ tragen zu dieser künstlerischen Komposition bei. Der Marmor wirkt an einigen Stellen linkisch und gleicht polierter Knete, was die Grenzen zwischen Realität und Fiktion weiter verschwimmen lässt.

Dem Arrangement der verschiedenen Arbeiten im Raum liegt ein dynamisches Denkgeflecht zu Grunde, aus welchem heraus assoziative und narrative, wie auch formale und ästhetische Verbindungen zwischen den Arbeiten, ihrer Präsentationsform und auch zum Ausstellungsort selbst entstehen. 

Suse Bauer entwickelt vielfältige Assoziationsketten, hält inne und lässt es auf diese Weise zu, dass sich gedankliche Plateaus herausbilden, welche in einzelnen Skulpturen, Malereien oder Skulpturengruppen physische Form annehmen.

„Schneller ist mein Gedanke“ versammelt Exponate aus unterschiedlichen Werkserien. Die Arbeiten werden innerhalb ihrer eigenen Gruppe, sowie auch zu anderen Objekten im Raum in Bezug gesetzt. So gelingt es der Künstlerin, die rhizomatische Struktur ihrer Überlegungen in Form ihrer Arbeiten und deren Inszenierung in den Ausstellungsraum zu übertragen und auf diese Weise für den Ausstellungsbesucher erfahrbar zu machen.