Daniel Poller „Endgültige Fassung der Beschlussvorlage“

Daniel Poller „Endgültige Fassung der Beschlussvorlage“

Daniel Poller „Endgültige Fassung der Beschlussvorlage“

Der Kunstverein Jesteburg zeigt ab 17.07.2022 um 15:30 eine Fotoserie von Daniel Poller über den Abriss der Fachhochschule Potsdam: „Endgültige Fassung der Beschlussvorlage“. Im Zentrum steht ein kleiner Zugvogel, dessen Welt durch die Baustelle dahingerafft wurde.

2019 dokumentierte der Künstler den Abriss der Fachhochschule Potsdamer am Alten Markt. Seine Fotoserie „Endgültige Fassung der Beschlussvorlage“ stellt einen kleinen Vogel, mit braunem Gefieder und rötlichen Schwanzfedern in den Mittelpunkt. Der Hausrotschwanz, der aufgeregt durch die Szenerie aus verkrümmtem Bewehrungsstahl, brüchigem Beton und Hohllochziegeln flattert, ist auf der Suche nach seinem Nest. Er wird es nicht mehr finden. Es fiel den Abrissbaggern zum Opfer.

Poller hat die Baustelle im Potsdamer Stadtzentrum ein Jahr lang mit seiner Kamera begleitet. Überbleibsel der Fachhochschule Potsdam, an der zu DDR-Zeiten Unterstufenlehrer ausgebildet wurden, ragen wie verlorene Stümpfe in den Himmel und rufen so auf beklemmende Weise Assoziationen zu Bildern aus Kriegsgebieten hervor, die wir dieser Tage leider sehr häufig sehen. 

Die konzeptuelle Fotoserie, des 1984 geboren Daniel Poller wurde 2019 aufgenommen und handelt von der Beseitigung eines Gebäudes – einem der letzen Baubeispiele der Architektur-Moderne der DDR – und dabei auch von der Auslöschung von Erinnerungen an eine bereits verschwundene Gesellschaftsform. 

Poller nimmt mit seinen fotografischen Arbeiten keine Bewertungen vor. Seine Bilder dokumentieren einen Prozess. Die Qualität des abgerissenen Gebäudes oder die des Neubaus wird nie direkt kommentiert. Stattdessen stellt der Fotograf mit seiner Serie Fragen, Fragen nach Motiven und Anlässen für Veränderungen.

Der Titel der Werkserie zitiert einen amtsdeutschen Text: „Endgültige Fassung der Beschlussvorlage nach Aussprache in der 8. Tagung der StVV Potsdam, den 24.10.1990“. Der Abriss der FH Potsdam, Anfang der siebziger Jahre nach Plänen des Architekten Sepp Weber errichtet, begann 2018. Der Bau musste den restaurativen Plänen für eine kontroverse historische Rekonstruktion des preußischen Stadtbilds weichen. Der Generalbeschluss für die „Neurekonstruktion“ wurde, wie sich dem Zitat entnehmen lässt, kurz nach Ende der DDR gefasst.

Die Fotografien aus Pollers Serie sind in Pastelltöne getaucht, deren gemeinhin harmonisierender Effekt wirkt auf die gleiche Weise irritierend, wie der nur vermeintlich fröhlich flatternde Protagonist: Es wird das Bild einer heilen Welt gezeichnet, die in Trümmern liegt. Daniel Pollers Arbeiten verhandeln die Bedeutung von Architektur als Geschichtsschreiber. In der Geschichte der ausgestellten Serie versucht ein Vogel sein zerstörtes Zuhause wiederzufinden. Das Tier wirkt klein, verletzlich aber dabei gewandt und agil, nicht verzweifelt. Trotz seiner hoffnungslosen, ‚verbauten‘ Lage, sind die Fotografien von einer dem Tier anhaftenden Leichtigkeit geprägt – im steten Kontrast zur Brutalität eines trostlosen, visuellen Umfelds. Der kleine Vogel wird weiterziehen, einen neuen Ort finden. Vielleicht einen beständigen.

Ausstellunge bis 15.09.2022

Öffnungzeiten: Do. –  So. 15h bis 18:30h

August: Do. & So.: 15h bis 18:30h

 

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