Ein elektronischer Gruß von Thomas Baldischwyler.
Eine Review der Art Basel aus Sicht des Künstlers.
Hallo Isa!
Ich war dann doch sehr beschäftigt wegen meiner Gruppenausstellung im Ausstellungsraum Klingental – John Beeson ist ein fantastischer Kurator! Du solltest ihn kennenlernen! Es tut mir Leid, dass ich nicht wirklich die Zeit gefunden habe Notizen oder Photos zu machen. Aber du kennst das ja. Abgesehen davon: Wenn ich nicht noch den Weg zur Art Statements Halle gefunden hätte, wäre mir nichts wirklich Neues unter die Augen gekommen. Die Arbeiten von Oliver Laric, dem Co-Founder von VVORK, bei der Berliner Galerie Tanya Leighton oder vom Kollektiv Slavs and Tatars, bei der Warschauer Galerie Raster waren – wie sagt man? – erfrischend. Slav and Tatars werden übrigens auch von der Berliner Galerie Kraupa-Tuskany vertreten. Kennst du die? Da werde ich mir übernächste Woche ein paar alte Lithographien des italienischen Designers Ettore Sottsass anschauen. Sehr zu empfehlen. Ansonsten wurde wohl auf die sichere Karte gesetzt: Mir fiel nach dem schnellen Durchqueren des 2-stöckigen Zentrums der Messe auf, dass jede zweite Gross-Galerie eine Papier-Arbeit von Sol LeWitt, eine zerschnittene Leinwand von Fontana oder eine kinetische Skulptur von Heinz Mack im Programm zu haben schien. Da fiel es nicht schwer mich von George Grosz‘ Gouachen (Galerie St.Etienne, New York), Pre-Pop Arbeiten von Andy Warhol (Daniel Blau, London) oder – ja! – Wandarbeiten von Fred Sandback (Annemarie Verna Galerie, Zürich) begeistern zu lassen. Aktuelleres wie die „Enigma“-Arbeiten von Reena Spaulings bekamen in dieser gemütlichen Atmosphäre eine ganz neue Wahrhaftigkeit. Die in „Yves Klein“-Blau getränkten Pizza-Kartons gingen hervorragend mit den aus ähnlichem Material gefertigten Wandskulpturen Heimo Zobernigs. Wenn die Pariser Galerie Chantal Crousel noch ein Cardboard-Piece von Rauschenberg im Programm gehabt hätte, dann wäre das ein feiner Stand geworden. Aber leider hing auch hier: Eine grossformatige Papier-Arbeit von Sol LeWitt. Schade, dass er – trotz sattem Dia Art Foundation Sponsoring – so hart in die Warenproduktion abdriften musste. Dann doch lieber Herb Ritts – Eine Variation seines ikonischen Portraits der Model-Superstars der ausgehenden 1980er Jahre hing eher „unscheinbar“ an der Aussenwand des Stands der Edwynn Houk Gallery, New York (Siehe beiliegende Photographie). Gerne hätte ich es gekauft. Genauso wie die Installation „Still life with oranges“ von Juliette Blightman bei Isabella Bortolozzi (Berlin). Beides zusammen an eine Wand in meiner Wohnung arrangiert hätte wohl auf eine milde Weise neue Perspektiven eröffnet: „(…) Under the window is a window sill and on the window sill is a bone china tray with a gold rim and on this tray sits a bunch of four bananas, eight oranges and an apple, two of the oranges and the apple sit on the window sill as there is not enough room on the tray – The window is open.“
Bis bald!
Dein Thomas