Eine Buchbesprechung von Nicole Büsing & Heiko Klaas
Ein Buch, das debattentauglicher kaum sein könnte : Ein Schweizer und drei deutsche Kulturmanagement-Experten stellen in ihrer polemischen Schrift mit dem plakativen Titel Der Kulturinfarkt provokante Thesen zu Museumsschließungen, Umschichtungen von Kulturförderung und marketingorientierter Kunstausbildung auf. Damit lösen sie gewollt-ungewollt einen Dammbruch aus, der gefährlicher kaum sein könnte. In Deutschlands bisher trotz aller Kritik noch gut funktionierendem, vielspartigen Kulturbetrieb mit seiner Mischung aus High and Low, zeitgenössischem Diskurs, einer weltweit einzigartigen hochkarätigen Theaterlandschaft und einer gepflegten Museumskultur ist so eine Polemik alles andere als dienlich. Das Beispiel Holland zeigt : Wenn die Politik erst einmal entdeckt, dass man die Kultur auch unter rein ökonomischen Gesichtspunkten betrachten kann, muss die Hochkultur schnell dem Entertainment weichen und die Förderung junger, womöglich sogar kritischer Kunst wird kurzerhand gestrichen. Bei der Lektüre dieser überaus fragwürdigen Thesen eines Autorenquartetts mit zweifellos wirtschaftsnahem Hintergrund muss man sich fragen dürfen, aus welchen Quellen diese extrem neoliberale Geisteshaltung kommt. Die Nähe zum mächtigen Gütersloher Bertelsmann-Konzern und seinen fragwürdigen Denk- und Reformwerkstätten ist den nur scheinbar als ehrenhafte Streiter für die Zukunft unserer Kulturlandschaft agierenden Autoren dabei leicht nachzuweisen. Der Knaus Verlag, in dem das Buch erscheint, gehört zu Random House und damit zur Bertelsmann AG.
Dieter Haselbach, Armin Klein, Pius Knüsel, Stephan Opitz : , Knaus Verlag, 288 Seiten, 19,99 Euro