Buchbesprechung von Nicole Büsing & Heiko Klaas
1516 erschien Thomas Morus’ in lateinischer Sprache verfasster Roman „Utopia“ in Form eines philosophischen Dialoges. Eingebettet in die plastischen Schilderungen eines Seefahrers, entfaltet diese von Erasmus von Rotterdam angestoßene Schrift der frühen Neuzeit das Idealbild einer Gesellschaft, die deutlich demokratische Züge aufweist.
Den ursprünglich aus dem Griechischen stammenden Titel „Utopia“ trägt auch die neueste Publikation des in Berlin und Athen lebenden Künstlers Tjorg Douglas Beer. Einer Auswahl ganz frischer, überwiegend 2012 entstandener Arbeiten in Collage- und Mischtechnik stellt Beer einen Auszug des berserkerhaften Gedichts „Ricochet“ des amerikanischen „Poète maudit“ Max Henry voran. Henry ist kein Unbekannter im Kunstbetrieb. Als unabhängiger Kurator, Kritiker für Publikationen wie Flash Art oder The Art Newspaper sowie als Verfasser balladenartiger, wortgewaltiger Gedichte im Stil eines Paul Verlaine oder Arthur Rimbaud beschwört er die exzessive Freiheit der rauschhaften Existenz außerhalb der angepassten Gesellschaft herauf. Ein Utopia-Bild, das den rebellierenden Kindern in Camouflage-Kleidung, gehirngewaschenen Protagonisten und fragmentarischen Tableaus des Beer’schen Kosmos überaus entspricht.
Tjorg Douglas Beer: UTOPIA, StrzeleckiBooks, 32 Seiten, 15,00 Euro